JukeBoxx NewMusic Award

JukeBoxx NewMusic Award


Mittwoch, 22. März 2023 // 20:30 Uhr @ Kinos im Andreasstadel Wintergarten


Lost & Dissolved
Griechenland / Deutschland 2022, color, 4 min, OV, Engl. sub
Director: Dong Zhou



Between Me & Myself-V
Deutschland 2016, color, 8 min, OV, Engl. sub
Director: Andreas Eduardo Frank



Gedenkstein (Trier)
Deutschland 2021, color, 3 min, OV, Engl. sub
Director: Kristina Pfeffer

Die vermeintliche Sicherheit nach Kriegen läßt allzu schnell
vergessen, wie vielen Gefahren, Kummer und Nöten die betroffenen
Bevölkerungen noch immer ausgesetzt sind. Landminen, Blindgängern oder
verseuchte Böden bürgen alltägliche Gefahren für das Leben. Weltweit
geht man allein von mehr als 7.000km² kontaminierter Fläche durch
Landminen und Sprengfallen aus. Am 22.7.1946 hatten drei 15 und 16 Jahre Jugendliche, deren Eltern
im nahen Priesterseminar (heute Robert-Schuman-Haus) in
Offizierswohnungen einquartiert waren, beim Spielen im Wald einen für
sie rätselhaften 75 cm langen, kastenförmigen Gegenstand gefunden. Wie
sich später herausstellte – eine Panzermine. Beim Versuch, diesen Kasten zu öffnen, detonierte die gewaltige Sprengladung und zerfetzte die jungen Franzosen. Eine bedrückende Stimmung – gerade an einem regnerischen Tag. Mitten
im Wald, nur für Ortskundige überhaupt auffindbar, ein Gedenkstein. Auf
dem mühsamen Weg dorthin, der kaum als solcher zu erkennen ist, geteilte
Bäume, mit Moos bewachsene Steine. Nach einem ersten Besuch dieses Ortes ist die Komposition hierzu endstanden. Bedrückend.


The Keen Illimitable Secret of Begin
Deutschland 2021, color, 7 min, OV, Engl. sub
Director: Leah Muir



Wasserwerk
Deutschland 2018, color, 4 min, OV, Engl. sub
Director: Alexander Derben

“Wasserwerk” ist das erste Stück aus der enstehenden Suite „Five
elementary works“. Die Komposition basiert auf Slow Motion
Videoaufnahmen eines mit Wasser bespülten Glases sowie einer
Zeitrafferaufnahme von vorbeiziehenden Wolken. Für die musikalische
Umsetzung kam ausschließlich ein präpariertes Klavier zum Einsatz,
dessen u.a. mit Sticks und Mallets gespielten Klänge in
Granularsyntheseverfahren zu einer audiovisuellen Komposition
verarbeitet wurden.
Das Gesamtkomzept bezieht sich auf die Lehre der 5 Elemente, die
daoistische Theorie zum Lebenskreislauf in der Natur. Diese Lehre
beschreibt bekanntermaßen die Prozesse im Lebenskreislauf unserer
Umwelt. Die fünf Elemente Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde sind
direkt aus der Natur abgeleitet, die Eigenschaften dieser Elemente
veranschaulichen in abstrakter Weise u.a. die Beziehungen zwischen Erde
und Mensch.
“Wasserwerk” ist somit zunächst ein abstrakter audiovisueller Blick
auf dieses Element und nimmt unkonventionell fernab meditativer
Sichtweisen mit einigen zusätzlichen Symbolen (Auge, Ameisen, Kreise) 
musikalisch Bezug auf die daoistische Lebenslehre. In der Komposition
thematisiert werden vor allem die dem Wasser zugesprochenen
Eigenschaften Ruhe (und Unruhe) sowie unangestrengte Kraft und Tiefe.
Dem gewichtigen Element liess sich hervorragend das Hauptinstrument
Klavier zuordnen. Elektroakustisch verarbeitet unterstützen jedoch erst
die granulierten Klänge den spritzigen Sprudel der Videoaufnahmen-
visualisiert in Tropfen und Wasserblässchen, welche in den anderen
beiden Festigekitsformen Fluss und Wolken eingebettet sind. Entsprechend
dem Bild werden in der Musik in weiten Tonumfang mikroskopisch kleine
Töne in von unendlich langen Tönen getragen.


Notturno mit Gewächshaus und abwesendem Ensemble
Deutschland 2022, color, 12 min, OV, Engl. sub
Director: Karsten Wiesel, Neo Hülcker

Die gezähmte und geordnete Wildnis in einem Gewächshaus entfaltet in
der Nacht ein Eigenleben. Beobachtet von einer sich sanft bewegenden
Kamera erscheinen Abbilder von Musikerhänden und Instrumenten. Die
Klänge bilden mit den Geräuschen der Nacht eine Einheit, die irritiert
und gleichsam die dem Ort eigene Geborgenheit ausstrahlt.
Unsere Zusammenarbeit begann mit der Idee eines Dickichts. Gemeinsam
bahnten wir uns unseren Weg durch Imaginationen von grünem Laubwerk,
Verästelungen und Wucherungen und landeten schließlich im Gewächshaus
„Botanischer Sondergarten Wandsbek“. Vor den Dreharbeiten dort
entwickelte Neo Hülcker Stücke für das Ensemble L`art pour l`art, die
sich mit Kontrollierbarkeit und Unkontrollierbarkeit, Natürlichkeit und
Künstlichkeit sowie dem musikalischen und visuellen Eigenleben von
Instrumenten und Objekten befassten. Diese Kompositionen probten und
filmten wir im Forsthaus in Winsen, um sie daraufhin als
Projektionsmaterial bei den nächtlichen Dreharbeiten im Gewächshaus zu
verwenden: die Filmaufnahmen der Stücke projizierten wir auf Pflanzen
und filmten diese wiederum ab. Außerdem machten wir Tonaufnahmen der
Geräusche im Gewächshaus bei Nacht. Die nächtliche Stimmung, die Arbeit
mit künstlichem Licht, die Ruhe bzw. Unruhe dieser besonderen Tageszeit
prägten diese Film- und Tonaufnahmen.
Nach den Dreharbeiten begannen wir gemeinsam das Material zu sichten
und Entscheidungen für die Verzahnung von Sichtbarem und Hörbarem zu
treffen. Hierfür schickten wir uns mögliche Abläufe hin und her und
probierten wie Akustisches und Visuelles aufeinander bzw. miteinander
reagieren konnte. Klar war, dass Bild- und Tonspur eigenständige
Materialien sein würden, die zerteilt und neu zusammen gesetzt werden
konnten. Spannend wurde es für uns insbesondere dann, wenn Ton und Bild
gemeinsam eine neue – zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit
changierende –  Realität erschufen und kleine Details plötzlich großen
Einfluss erhielten.