Preisträger mit Jurybegründungen 2019 als PDF
Internationaler Wettbewerb
A.)
Kurzfilmpreis des Bayerischen Rundfunks
Jury: Ludovic Chavarot, Makino Takashi, Nicolas Khabbaz
THE MIGRATING IMAGE
Regie: Stefan Kruse
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Ein Film, der die brutale Realität des Einwanderungsprozesses widerspiegelt; mit Bildern über und von den Einwanderern. Aus verschiedenen Quellen kombiniert, lassen die Bilder
den Betrachter über die Realität hinter dem Bild und das Bild hinter der Realität
nachdenken. Der Kurzfilmpreis des Bayerischen Rundfunks geht an THE MIGRATING IMAGE
von Stefan Kruse.
B.)
Kurzfilmpreis der Stadt Regensburg
Jury der Jungen: Paul Brunnbauer, Laura Guppenberger, Korbinian Prasch, Daniel Schiller, Jani Sellmann
PRISONER OF SOCIETY
Regie: Rati Tsiteladze
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Es geht um Eier. Zumindest indirekt. Denn Eier zeigt beispiellos bemerkenswert das kleine
Produktionsteam unseres Siegerfilms bei der Wahl des Themas. Der Film bietet einen sehr
speziellen Einblick in das Leben der Protagonistin, die sich ehrlich und offen der Kamera
gegenüberstellt und zeigt, mit welchen Hürden ihre Welt sie konfrontiert. Die Nicht-Akzeptanz ihrer Gesellschaft wird knallhart aufgeführt und im direkten Gegensatz zu ihrer
außergewöhnlichen Selbstakzeptanz und ihrer einzigartigen Persönlichkeit dargestellt. Der
Mut diesen Film – trotz der kontroversen politischen und gesellschaftlichen Meinungen zum Thema Transgender – in Georgien zu drehen, ist beeindruckend und verdient höchsten Respekt.
Lobende Erwähnung
SOLAR WALK
Regie: Réka Bucsi
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Abstrakte Gegenstände und Farbgebilde rauschen auf dem Weg durch ein anderes
Universum vorbei. Ob auf merkwürdigen Planeten gelandet wird oder neue Sonnensysteme erschaffen werden, der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine außergewöhnliche Reise. Die Klanglandschaft eines Orchesters begleitet das Ganze und schafft einen Rahmen für das Aufeinanderfolgen von Eindrücken. In Kombination mit der speziellen und individuellen Animation wird der Film SOLAR WALK von Réka Bucsi als lobende Erwähnung allen noch ans Herz gelegt.
>> Deutscher Wettbewerb
A.)
Candis-Preis
Jury: Patrick Holzapfel, Monica Koshka-Stein, Julia Ocker
NEKO NO HI // CAT DAYS
Regie: Jon Frickey
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Wir waren begeistert von dieser brillanten und absurden Auseinandersetzung mit Autorität, Erziehung und Identität. Dieser kurze Animationsflm zeichnet sich durch eine frische, minimalistische Farbpalette und ein von Japan inspiriertes Design aus. Wir freuen uns, den Candis-Preis für den besten Film im deutschen Wettbewerb an einen Film zu verleihen, der eine nahtlose Symbiose zwischen Kunst und Storytelling bildet, so klar in Form und Botschaft ist und den individuellen Ausdruck feiert: NEKO NO HI / CAT DAYS unter der Regie von Jon Frickey.
B.)
Max Bresele-Gedächtnispreis
Jury: Patrick Holzapfel, Monica Koshka-Stein, Julia Ocker
WUNSCHBRUNNEN
Regie: Sylvia Schedelbauer
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Bei unserem Vergabe des Max Bresele-Gedächtnispreis für den Film mit besonderer
politischen Relevanz haben wir uns für eine Arbeit entschieden, der auf den ersten Blick
klassischerweise nicht im Feld des politischen Kinos angesiedelt ist. Aber was ist schon
dieses Feld und was heißt „klassischerweise“ und sollte politisches Kino nicht genau diese
Parameter hinterfragen? Jedenfalls zeigt unser Gewinnerfilm in zutiefst sinnlicher, ja beinahe hypnotischer Art und Weise, dass Politik immer auch eine Frage der Form und nicht nur des Inhalts ist. Das bedeutet nicht, dass unser Gewinnerflm Wunschbrunnen von Sylvia Schedelbauer einzig und alleine auf einer abstrakten oder strukturellen Ebene arbeitet, auch wenn er das äußerst überzeugend tut mit seiner rhythmischen Verwendung des Flicker-Efekts und dem durch Überblendungen scheinbar gleichzeitigen, visuell aufregenden Auseinander- und Ineinanderdriften von Bildern. Hier ist eine Filmemacherin, die sich an der Schule dessen, was man Experimentalfilm nennt, abarbeitet, um ihren ganz eigenen, körperlichen und dezidiert weiblichen Blick auf die Welt daraus zu filtern. In der Übersetzungsarbeit von der reinen, betörenden Form hinein in fragmentierte Erinnerungswelten mit Bildern eines Waldes, eines Flusses, eines Kindes und dem evozierten Gefühl des Berührens einer zerbrechlichen Natur, die auch durch die Arbeit mit analogem Material bestärkt wird, sehen wir eine dringliche und notwendige politische Haltung, die sich persönlich und individuell aus dem zusammensetzt, was fehlt, statt immer nur mit dem Finger zu deuten und große Themen auszuschlachten. Tatsächlich finden die gegenläufigen Bilder im Film ja auch zusammen, wenn das Wasser wie magisch durch die geöffneten Hände des Jungen läuft und so für einige beeindruckend stille Kinomomente ein Zusammenkommen möglich wird. Dann erzählt der Film vom utopischen Potenzial unserer Wahrnehmung und des Kinos zugleich. WUNSCHBRUNNEN ist ein Film voller Sehnsucht, die nie ganz oder nur im Kino ausgelebt werden darf, voller Träume, die wir einst hatten, voller Berührungen, die im Negativbild des
Lebens verloren gehen und weil die Filmemacherin uns das so sehr spüren lässt, geben wir
Wunschbrunnen von Sylvia Schedelbauer den Max Bresele-Gedächtnispreis für den Film mit besonderer politischen Relevanz.
Lobende Erwähnung
RULES OF PLAY
Regie: Merlin Flügel
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Wir möchten einen Film auszeichnen der uns in eine rätselhafte Welt entführt. Wie ein
Forscher blicken wir auf fremdartige Wesen, versuchen, die Regeln und das Ziel ihrer Spiele
zu ergründen. Dabei hinterfragen wir auch die Eigenarten unserer Spiele und
Konventionen.Bemerkenswert ist auch wie humorvoll der Film ist und dass dieser Humor
rein formal, aus Timing, Klang und Bewegung heraus entsteht. Wir vergeben eine Special
mention an RULES OF PLAY von Merlin Flügel.
>> Architekturfenster
Architekturflmpreis // Architecture Film Prize
Jury: Toni Lüdi, Gerhard Matzig, Peter Riepl
FAIR GROUNDS
Regie: Minhye Chu
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Der Film FAIR GROUNDS von Minhye Chu überzeugt durch seine komplexe Einfachheit,
ökonomische Herangehensweise und poetische Bildkraft. Der Film, der den nächtlichen,
achtstündigen Abbau einer Riesenrad-Stahlkonstruktion durch einen einzigen Monteur
thematisiert und in eine nur rund achtminütige Sequenz verdichtet, schaft es auf suggestive Weise, die Architektur als Raumkunst zwischen strenger Funktionalität und freiem Formspiel zu interpretieren. Indem das Tragwerk einer mobilen Jahrmarktsattraktion demontiert wird und die Demontage des konstruktiv-funktionalen Gestänges im Film fast wie die Choreographie eines Tanzstücks erscheint (und so auch an Marc Ribouds legendäre Magnum-Fotografe „Tour Eifel, Paris, 1953“ erinnert), gelingt die Verbindung von Raumund Bildkunst, von menschlicher Tätigkeit, statischer Gesetzmäßigkeit und flmischer Dynamik auf so simple wie assoziativ anregende Weise. Der Film macht begreifbar, was Architektur in ihrem Kern ist: schiere Notwendigkeit und jenes Moment, das mehr sein will als das.
Lobende Erwähnung
OPERATION JANE WALK
Regie: Robin Klengel & Leonhard Müllner
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Robin Klengel und Leonhard Müllner verblüfen mit der Neuinterpretation des Ego-Shooter-
Spiels „Tom Clancy’s The Division“. Die digitale Kampfzone des Computerspiels wird im
Film Operation Jane Walk zweckentfremdet und als ironisierte Folie eines virtuellen Stadtund Architekturspaziergangs durch die jüngere Entwicklungsgeschichte Manhattans
benutzt. Die Übernahme einer aggressiven Bildsprache für informative und zivile Zwecke
gelingt dabei hintergründig. Die Stadt, die im Spiel als Stätte von Sieg und Niederlage
fungiert, wird so auch als realer Raum sozialer Verwerfungen oder des stadträumlichen
Gemeinsinns diskutiert.
STATEMENT OF THE JURY:
Robin Klengel and Leonhard Müllner amaze with a fresh interpretation of the Ego-Shooter-
Game „Tom Clancy’s The Division“. The movie OPERATION JANE WALK diverts the digital
combat zone and becomes the ironic refection of a virtual architectural promenade through the recent development of Manhattan. The adoption of aggressive imagery into a civil application succeeds profoundly. The computer game’s city is presented as a place of win and loss and a reality full of social distortion and public spirit.
>> Bayernfenster
Förderpreis des FilmFernsehFonds Bayern
Jury: Raphaela Henze, Tom Kimmig, Tobias Krone
FAME
Regie: Lene Pottgießer, Christian Hödl
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Zwischen Hühnerleiter und Laufsteg liegen Welten – das müssen Jacky und Ferdi aus
Entelhausen lernen. Intoleranz, Ausgrenzung und die manipulative Macht der vermeintlichen Reality TV-Shows sind Themen, die der Film mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors aufgreift, ohne seine fragilen Charaktere bloßzustellen. Regisseurin Lene Pottgießer gelingt es mit einer eigenwilligen Filmsprache dem Drama von sexueller Identitätsfndung auf demLand gleichzeitig Witz und Würde zu verleihen. Der FFF-Förderpreis geht an FAME.
Lobende Erwähnung
WILDSCHADEN
Regie: Marcus Siebler
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Es gäbe so viele Filme, die wir gerne lobend erwähnen würden. Doch die offizielle Lobende
Erwähnung möchten wir für die gelungene Verlagerung von Tennessee Williams‘ Endstation Sehnsucht zur Endstation Petershausen aussprechen. Detailverliebt, hervorragend gespielt und atmosphärisch dicht haben Annika Ziegltrum und Regisseur Marcus Siebler uns überzeugt mit WILDSCHADEN.
>> Regionalfenster
A.)
Mittelbayerische.de-Regionalfensterpreis
Jury: Markus Güntner, Kristina Hödl, Markus Wolf
A.1)
SEHNSUCHT
Regie: Stefan Hahn
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Ein kluger und leiser Film, der die Geschichte eines Mannes erzählt, der seine Zeit isoliert
und in Sehnsucht nach seiner Frau verlebt. Die verschiedensten Techniken, die bei dem Film eingesetzt wurden, spiegeln liebevoll, ausdrucksstark und mit viel Charme und Witz die Situationen und Gedanken wieder. Die Uhr und die Flasche(n) als Symbole für das einsame und traurige Verstreichen der Zeit, welche zum Ende hin durch die eigene Erkenntnis zerstört werden und somit das Leben des Mannes wieder zum Positiven verändern. Das mutige Experiment dieser Stil-Collage ist gelungen.
A.2)
IM FLUSS
Directors: Catharina Hamerle & Steffi Sixdorf
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Ein sehr authentischer Einblick in das Leben auf einem Hausboot auf der Donau. Durch die
sympathischen Protagonisten gewinnt der Zuschauer einen direkten und ungeschmückten
Blick auf eine alternative Lebensweise. Die Ruhe und Freiheit entlang der Flusslandschaft
wurden durch lange, konstante Kameraeinstellungen und Schnitte – auf das Boot und vom
Boot aus – perfekt eingefangen und machen ausschweifende Erklärungen über das
besondere Leben überflüssig.
Lobende Erwähnung
DER WEG ZUM WASSER
Regie: Lukas Ganahl, Marlies Nindl, Andreas Mühlbauer
BEGRÜNDUNG DER JURY:
Der Film erzählt von einem großartigen Entwicklungshilfe-Projekt, das rund 800 Kindern in
Uganda Trinkwasser an ihre Schule befördert. Ein deutsch-österreichisches Team hat den
ersten Wasserwidder, eine hydraulische Wasserpumpe, in dieser Region, in der Trinkwasser
schwer zu gewinnen ist, ermöglicht. Die Reportage überzeugt aufgrund handwerklicher
Perfektion, professioneller Aufbereitung und einem klugen Aufbau der Information, und
bindet den Zuschauer gleichzeitig auf einer emotionalen Ebene.
Publikumsliebling
FAUVE
Director: Jeremy Comte