Preisträger

Die Preisträger der 20. Edition stehen fest!

Internationaler Wettbewerb

Der Kurzfilmpreis des Bayerischen Rundfunks (5.000 Euro), vergeben von der Internationalen Jury Barbara Dukas, Sonia Hadchity und Sydney Neter, geht an WELKOM von Pablo Munoz Gomez.
BEGRÜNDUNG DER JURY: Ein ernstes Thema perfekt, witzig und originell verpackt. Und zusätzlich ein exzellentes Schauspiel und ein gutes Drehbuch zu einer Geschichte in einer zweigeteilten Stadt mitten in Europa.

Der Kurzfilmpreis der Stadt Regensburg (1.000 Euro), vergeben von der Jury der Jungen Wladmimir Fuhrmann, Eva Haimerl, Rafael Hermann, Anika Schiller, Veronika Zieglmeier geht an CARTWHEELS von James Lewis .
BEGRÜNDUNG DER JURY: Der Film hat auch einer langen Diskussion standgehalten, weil er uns allen fünf gefallen, mehr als gefallen, uns überzeugt hat. Es ist kein Film mit ausufernden Special Effects, ohne aufwendige Animationen, kein verrücktes Kunstwerk, sondern im Kern ein sehr klassisches Drama. Dieses Drama erfasst aber unserer Meinung nach das Wesen des Kurzfilms in einer perfekten Art und Weise. Im Laufe einer guten viertel Stunde werden Gefühle enthüllt und entwickelt, eine Familienkonstellation konstruiert und subtil mit den Erwartungen des Zuschauers gespielt. Der Film provoziert gleichermaßen wie er unterhält. Ja, trotz des ernsten Themas bringt er den Zuschauer sogar zum Lachen. Mit ruhiger, harmonischer Kameraführung und anmutenden Bildkompositionen werden die Protagonisten in ihrer Handlung und Dialogführung eingefangen. Besonderes Lob verdienen auch die Schauspieler, die mit ihrer Authentizität beeindrucken konnten. Für die Dauer des Filmes sitzt der Zuschauer fest in einem alten Haus irgendwo weit draußen auf dem Land und nimmt Teil an den Gefühlen eines Mädchens, das zur Frau wird und an dem daraus resultierenden Konflikt, zwischen ihr und ihrem Vater, der sie einerseits beschützen will, sich anderseits immer mehr sexuell zu ihr hingezogen fühlt. Am besten im Gedächtnis bleibt wohl die Szene, die im grünen Garten spielt. Sie zeigt die Hauptdarstellerin wie sie ausgelassen Räder schlägt. Und nach dieser Szene ist auch unser Gewinnerfilm benannt, denn der Preis der Stadt Regensburg geht an den Film CARTWHEELS von James Lewis.

Eine Lobende Erwähnung  der Internationalen Jury geht an SUPERVENUS von Frédéric Doazan.
BEGRÜNDUNG DER JURY: ein Film, der die Möglichkeiten experimenteller Bildgestaltung auf raffinierte und differenzierte Weise anwendet, um uns den archetypischen Schönheitswahn, unter dem wir heutzutage leiden, äußerst plastisch vor Augen zu führen.

Lobende Erwähnungen der Jury der Jungen:
Neben dem Gewinnerfilm möchten wir noch zwei andere Filme erwähnen, die uns außergewöhnlich beeindruckt haben und innerhalb der ereignisreichen Kurzfilmwoche eine besondere Stellung eingenommen haben. Einer dieser Filme ist LA LAMPE AU BEURRE DE YAK von Wei Yu. Es ist ein in seiner Machart sehr minimalistischer Film, der bis zum Schluss mit nur einer einzigen Einstellungsgröße arbeitet. Lediglich das Wechseln der auftretenden Personen und der künstlichen Hintergründe lässt assoziativ neue Zusammenhänge erschließen, Lebensgeschichten erahnen und unterhält nebenbei großartig. Im Kontrast zur simplen Darstellung steht ein weites Becken an hochkomplexen Themenfeldern. So spricht der Film das problematische Verhältnis zwischen China und Tibet an, die Kluft zwischen Tradition, Religion und Moderne und einen damit einhergehenden Culture Clash. Dieser Kontrast aus filmischer Zurückhaltung und thematischer Vielschichtigkeit hat uns bei diesem Film ganz besonders beeindruckt!

Besonders aufgefallen ist uns unter anderem eine Dokumentation. Wir waren beeindruckt, wie auf minimalistische Art und Weise – eine Kameraeinstellung, eine Sprecherin – ein so interessantes und aktuell diskutiertes Thema dargestellt wird: Prostitution. Dédée, eine Fensterprostituierte in Brüssel erzählt so nüchtern und locker von ihrem Arbeitsalltag, dass vielleicht so mancher Zuschauer seine Einstellung zu diesem Beruf überdenkt. Nichts scheint inszeniert oder gestellt, ihre Schilderungen wirken authentisch und spontan. Die Objektivität wird unter anderem bewirkt durch das Fehlen eines Interviewers oder Erzählers und den Verzicht auf interpretierende Kameraführung. Deshalb möchten wir  L´ÊTRE VENU D`AILLEURS  von Renaud de Putter und Guy Bordin in die Liste der Lobenden Erwähnungen aufnehmen.

Deutscher Wettbewerb

Der BMW-Kurzfilmpreis (1.500 Euro), vergeben von der Deutschen Jury Johannes Betz, Bettina Schöller und Andrea Wink, geht an NASHORN IM GALOPP von Erik Schmitt.
BEGRÜNDUNG DER JURY: „Ich teile die Stadt mit Drei Millionen Menschen aber ich kenne keinen einzigen von ihnen.“ Bruno ist ein Zauberer in seiner wunderbaren Welt. Er kann Flugzeuge vom Himmel holen, auf Pfeilen fliegen, durch Mauern gehen. Doch was nützt ihm das alles, wenn er es mit niemandem teilen kann?! In dem modernen Großstadtmärchen findet unser Held das Glück, indem er den Zeichen folgt, und die Bedeutung hinter den Dingen erkennt. Er findet die Seele der Stadt, eine Seelenverwandte und sich selbst.

Der Max-Bresele-Gedächtnispreis des Kartenhaus Kollektivs (500 Euro), vergeben von der Deutschen Jury geht an KATHEDRALEN von Konrad Kästner.
BEGRÜNDUNG DER JURY: Wir haben einen würdigen Preisträger gefunden, dessen Film zum Namensgeber Max Bresele passt wie angegossen. Einen politischen Film, und darin von unschlagbarer Relevanz. Max Bresele baute bekanntlich Skulpturen aus Müll, und auch dieser Film zeigt Müllskulpturen in einer brutalen, gigantischen, jeden Rahmen sprengenden Form. Die gezeigten Skulpturen sprengen genau genommen den Rahmen dieses Planeten.

Bayern

Der Förderpreis des FilmFernsehFonds Bayern, vergeben von der FFF-Jury Sarah Bräuer, Natja Brunckhorst und Martin Rehbock für den besten in Bayern produzierten Kurzfilm, geht an SOBOTA von Marie Elisa Scheidt.
BEGRÜNDUNG DER JURY: Der Film ist eine Dokumentation und gleichzeitig ein Spielfilm. Wann verwischen die wahren Fragen mit den inszenierten Szenen? Wir wissen es nicht. Die Filmemacherin bewegt ihren Protagonisten, sich zu stellen, einfach nur in die Kamera zu sehen und schält ihn langsam aus seinen lakonischen Antworten, zu einer Wahrheit, die uns selber weh tut. Der Film ist ein künstlerisches Gesamtkonzept, mit hervorragender Kameraarbeit und poetischen Ansatz. Und vor allem: Der Film ist mutig. Er nähert sich dem unerklärlichen Thema von Gewaltausbrüchen und der Wurzel der Gewalt in einem Menschen, der sich selber nicht mehr vertrauen kann. Die Filmemacherin schafft es, uns mitzunehmen in eine Welt, in der Grauen und erotische Anziehungskraft ganz nah beieinander liegen. Und die archaische Zerbrechlichkeit der fiktiven Interviewerin, die unsere eigene Zerbrechlichkeit und wahrscheinlich auch die der Filmemacherin spiegelt, fasziniert und lockt, wie in jedem guten Film, unseren Beschützerinstinkt. Ja, wir haben Angst um sie. Zunächst, dass sie sich dieser möglichen Gewalt aussetzt und dann dass sie sich vielleicht sogar in diesen Mann verliebt. Und wir gehen mit. Das ist der spiegelglatte Weg, den der Film vorgibt und der uns tief bewegt zurücklässt.

Eine Lobende Erwähnung der FFF-Jury geht an ZOMBIE NATION von Sebastian Harrer.
BEGRÜNDUNG DER JURY: Ein einsames Wesen, das mitten unter uns lebt und nicht erkannt werden möchte, weil es sich in einer feindlich gesinnten Umwelt bewegt: Mit einer glaubwürdigen Figurenzeichnung gelingt es diesem Film, innerhalb enger Genre-Grenzen einen frischen Blickwinkel auf eben dieses Genre zu installieren. Gutes dramaturgisches Gespür, genaues Timing und ein starkes visuelles Konzept haben uns für dieses Musikvideo eingenommen, das weit über ein normales Musikvideo hinausgeht, weil hier die einzelnen Bestandteile Filmhandlung, Band und Song zu einem überzeugenden Ganzen verschmelzen. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen in den Bereichen Maske und Ausstattung. Lustig, berührend und auf eine ganz eigene Art gruselig.

Regionalfenster

Der Mittelbayerische.de-Regionalfensterpreis (500€), vergeben von  der Regionalfenster Jury Silke Droll, Gaby Eisenhut und Martin Hofer,  geht an EIN LEBEN IN QUADERN  von Peter Kollross.
BEGRÜNDUNG DER JURY: Der Regisseur zeigt eine überraschende Perspektive aufs Leben, die uns zum Nach- und Weiterdenken anregt – und das mit extrem wenig Mitteln. Es beeindruckt, wie viel Aussage und Interpretationsspielraum in seinem kurzen Werk steckt, der mit zwei Minuten Dauer dem Begriff Kurzfilm alle Ehre macht. Der Spruch „In der Kürze liegt die Würze“ trifft hier uneingeschränkt zu. Der Film ist klar, unaufgeregt und hat eine Schlichtheit, die in der allgegenwärtigen Überflutung mit Bildern und Tönen gut tut. Nichts ist zu viel, jede Sekunde hat ihren Sinn. Als Darsteller überzeugt er mit seinem Nicht-Darstellen, mit seiner trockenen, lakonischen und authentischen Art. Er ist ein Minimal Artist.

Der Publikums-Online-Preis MITEINANDER der Volksbank Regensburg eG und Mittelbayerische.de (1300€), geht an SLUM GmbH von Berthold Voith und der Filmgruppe des Goethe-Gymnasiums Regensburg.

Publikumsliebling

Der Kinokneipen-Publikumspreis (333€), vergeben vom Publikum, geht an MEU AMIGO NIETZSCHE von Fauston da Silva.