Mexiko: das Land der tausend Farben und Schärfegrade. Unerschöpfliche Naturphänomene, geheimnisvolle Heimat der Maya und Azteken, touristischer Sehnsuchtsort. Aber auch das Land mit einer der gefährlichsten Grenzen der Welt, einem nicht enden wollenden Drogen- und Bandenkrieg, schwindelerregenden Todeszahlen, von vermissten Menschen ganz zu schweigen. Tief sitzt der Schmerz in der mexikanischen Gesellschaft, der spätestens seit der Massenentführung in Igualada 2014 auch jenseits der Landesgrenzen ein trauriges Symbolbild bekommen hat. Dabei wird gerade in Mexiko am berüchtigten „Día de los muertos“ der Tod auf eine Art gehuldigt, der Verstorbenen gedacht und gefeiert, die lebensbejahender kaum sein könnte. Es wäre ein Leichtes das ganze Festivalprogramm mit Filmen zu füllen über die Schönheit dieses Landes, die Vielfalt seiner Einwohner:innen, aber auch seine sozialen Herausforderungen und seine geopolitische Sonderrolle als Grenzland zwischen Anglo- und Lateinamerika.
So versuchen wir uns in drei Filmprogrammen einigen Themen und Facetten anzunähern, die Mexiko als Filmland zu bieten hat. Im Anschluss an die Programme werden wir mit den anwesenden Filmgästen auch über die Filme hinaus diskutieren, was Mexiko ausmacht und in diesem Zuge auf kulturelle Besonderheiten eingehen. In einer Begleitausstellung im Kulturzentrum W1 zeigt das deutsch-mexikanische Filmkunstpaar Gabriela Carbajal und Felix Klee erstmals im Printformat seine im Rahmen eines Filmprojekts entstandenen Fotografien über das Thema der „desaparecidos“, der vermissten Menschen in Mexiko. Einen weiteren Bogen zur deutsch-mexikanischen Beziehung spannt die Werkschau „Cinema mi Vida: Victor Orozco Ramirez“, der in seinen animierten Experimental-Dokumentationen nicht nur Filmgenres in einen unkonventionellen Bezug zueinander setzt, sondern auch zwei Kulturen. Ein besonderer Dank gilt hierbei dem Konsulat von Mexiko in Frankfurt am Main und seiner Generalkonsulin Cecilia Villanueva Bracho mit Team, die uns bei der Beschaffung einiger Filme sowie der Einladung unserer mexikanischen Filmgäste tatkräftig und finanziell zur Seite standen.
Was sind die Themen, die Filmschaffende in und aus Mexiko bewegen? Welchen Beitrag kann ein Auseinandersetzen im Kunst- und Kulturbereich leisten, um sozialpolitische Probleme zu bewältigen? Welche neuen und progressiven Stimmen sind zu vernehmen? Lasst euch von der Kreativität und Vielfalt der Filmszene überraschen und lernt ein Mexiko auch jenseits träumerischer Reiseprospekte oder trauriger Schlagzeilen kennen. In unserem Mexiko-Programm kommen Menschen zu Wort, die gehört werden wollen und uns einmal mehr von unserem eurozentristischen Thrönchen holen.
Programm 1 beschäftigt sich vorrangig mit Migration sowie der Frage nach Adaption im gesellschaftlichen Kontext. Im 2. Programm finden zum einen die Stimmen der „desaparecidos“ – der vermissten Menschen Mexikos – Gehör. Zum anderen erhaschen wir einen Blick in kunstvoll mythologische Dschungelwelten und kommen in den Genuss gewitzter Persiflagen auf altbekannte Antagonisten. Von Urbanismus bis Queerness – im 3. Programm sehen wir vier Filmbeiträge zu unterschiedlichen Themen, die die mexikanische Gesellschaft heute beschäftigen. Umrahmt werden diese von Kurzanimationen aus der indigenen Mythologie.
Zu den Programmen:
Mexiko 1
Mexiko 2
Mexiko 3
CMV: Victor Orozco Ramirez
Ausstellung: DESAPARECIDO
¡Que lo pases bien!