Die Preisträgerfilme 2023

 

Internationaler Wettbewerb

Der diesjährige Hauptpreis im Internationalen Wettbewerb geht an den iranischen Kurzfilm SUBTOTALS (iran. Original MAJMOUAN) von Mohammadreza Farzad. Die Jury (Birgit Glombitza, Victor Orozco Ramirez, Pedro Toro) befand den essayistischen Experimentalfilm, bestehend aus iranischen 8mm-Heimvideos als ein selten universelles Kunst- und Kino-Stück. Der Erzähler glaube an nichts Spezifisches, an keinen konkreten Gott, an keine verhaltensregelnde Schrift, an kein politisches oder ökonomisches System. Dennoch erzähle das Footage von einem Alltag in einem Iran der letzten Jahrzehnte, von Frauen mit losen Tüchern oder offenen Haaren, vom Mittelständischen, vom Kunstschaffen, von mondänen Oberschichten. Diese formale Klarheit und ihre zunehmend frei mäandernden bildlichen Repräsentationen habe die Jury bewegt und begeistert. Übergeben wurde der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis von Florian Kummert im Namen des Bayerischen Rundfunks.
Ein Lobende Erwähnung sprach die Jury an HARDLY WORKING des österreichischen Kollektivs Total Refusal aus für seine intelligente Verwendung der Sprache und der Merkmale eines Videospiels.

Die Jury der Jungen (Laura Schälike, Maxi Heinzl, Leon Pflieger, Naomi Rentsch und Tamara Djuric) vergab den Kurzfilmpreis der Stadt Regensburg in Höhe von 1.000 Euro an den chilenischen Animationsfilm BESTIA von Hugo Covarrubias. Der Film erschaffe eine kalte und düstere Realität, in der die scheinbar ebenso gefühlskalte Protagonistin ihrem Leben als Geheimpolizistin der Chilenischen Militärdiktatur nachgehe. Herausstechend sei der groteske Look, geschaffen durch die steifen hochglänzenden Porzellangesichter, seltsamen Proportionen und die sterile Szenerie, die jedoch trotzdem eine bewohnte Lebensumgebung darstelle. Überreicht wurde der Preis Alexander Irmisch, Stadtrat der SPD-Fraktion. Eine Lobende Erwähnung sprach die Jury an den belgischen Film MOM IS SLEEPING (franz. Original MAMAN FAIT DODO) aus.

Architekturfenster

In der ebenfalls internationalen Wettbewerbsektion Architekturfenster wurde der französische Film LE PLATEAU gekürt von Inès Elichondoborde. Die Jury (Susanne van Loon, Nicolai Baehr, Leo Kuelbs) zeichnete die Regisseurin aus, weil es ihr eindrücklich gelungen sei, durch ihren poetisch-abstrakten Protagonisten einen Erzählstrang aufzunehmen, der uns am Beispiel eines kambodschanischen Bauprojekts die menschliche Hybris vor Augen führe. Gescheiterte Investorenspekulationen und planerische Höhenflüge würden in ihrer Absurdität in intensiven Bildkompositionen von Bauruinen widergespiegelt. Überreicht wurde der Preis in Höhe von 1.500 Euro von Andreas Eckl vom Architekturkreis Regensburg e.V.
Eine Lobende Erwähnung sprach die Jury für ERICH, 37, SUCHT WOHNUNG von Julia von dem Berge und Felice Kaufmann aus.

Deutscher Wettbewerb

Im Deutschen Wettbewerb ging der Candis-Preis für den besten Deutschen Kurzfilm in Höhe von 1.500 Euro an LAKE OF FIRE des Art Collective Neozoon, überreicht von Ferdinand Schmack. Die Jury (Lisa Hering, Hannes Wesselkämper, Frank Scheuffele) lobte das Regie-Kollektiv dafür, dass es den Bildraum kreativ auslote und uns darin mit nicht weniger als der unerträglichen Hybris des Menschen konfrontiere. Während Internetpfarrer vom himmlischen Leben nach dem Tod predigten, lieferten sie einen moralischen Unterbau für die eigene Zerstörung unseres Lebensraums, in dem wir ihn abholzen und verpesten. Selten sei eine filmische Beweisführung so zwingend und gleichermaßen ästhetisch ausgefeilt gewesen.

Die Gewinnerin des Nachhaltigkeitspreises ist Susann Maria Hempel mit ihrem Film DIE HÜTER DES UNRATS. EINE KURZE GESCHICHTE DES ABFALLS, gestiftet von der REWAG und dem Stadtwerk.Regensburg, ebenfalls in Höhe von 1.500 Euro. Der Film, so die Jury, sei zu gleichen Teilen Lehrfilm und pointiertes Essay, Ausstellungspraxis und filmisches Experiment über die gesellschaftliche Bedeutung unseres Mülls. Mit profundem Wissen – und gewiss auch einem Augenzwinkern –, so die Jury, führe Hempel durch ihr audiovisuelles Archiv des Mülls, das nur zu deutlich mache: Wir erzählen unsere Geschichte durch das, was wir auf der Welt hinterlassen – und das scheine leider keine mit Happy-End zu werden.

Der Max-Bresele-Gedächtnispreis in Höhe von 500 Euro für einen politisch relevanten Film ging an Pavel Mozhar für seinen Film HANDBUCH und wurde von Wolfgang Herzer vom Kunstverein Weiden e.V. überreicht. Was Pavel Mozhars Film leiste, gelinge leider viel zu selten im Diskurs über Opfer von politischer Gewalt: er räume ihnen einen Raum ein. Und zwar ganz wörtlich: in seinem WG-Zimmer in Berlin-Neukölln lässt Mozhar die unmenschlichen Foltermethoden des belarussischen Regimes nachstellen. Zusammen mit den Stimmen der Opfer entstehe eine bedrückende, audiovisuelle Choreografie, die letztlich aber auch Bilder der Solidarität hervorbringe.
Eine Lobende Erwähnung sprach die Jury an 1 KILO – 3 EUROS von Ani Mrelashvili aus.

Bayernfenster

Im Bayernfenster ging der FFF-Förderpreis für den Besten Nachwuchs an Muschirf Shekh Zeyn für seinen Film KILLING BAGHEERA, der von der Fluchtgeschichte zweier Brüder erzählt. Laut Jury (RiA, Veronika Osterauer, Vincent Wild) inszeniere der Regisseur die Figuren mit Feingefühl auf engstem Raum und konfrontiere das Publikum mit einer Welt aus verschiedensten, unvorstellbaren Ängsten, die man beim Zusehen am eigenen Körper zu fühlen glaube. Empathisch gespielt von Dara Lalo und Sipan Hasan, mit lebhaften Dialogen und dazu dezenten und sensiblen Bildern treffe der Film jede Nuance, die er zu treffen versuche und bleibe somit noch Tage später im Gedächtnis. Den Preis in Höhe von 1.500 Euro übergab Christine Haupt vom FilmFernsehFonds Bayern an den Produzenten des Films Seren Sahin.

Regionalfenster

Im Regionalfenster, in dem zwei Hauptpreise in Höhe von 500 Euro vergeben werden (Jury: Kerstin Fröber, Cindy Michel, Säm Wagner), gingen die Auszeichnungen zum einen an THREE 2 ONE von Max-Josef Zeller. Ein Tanzfilm, der für die Jury ästhetisch sicher das Purpur der Höllenfeuer visualisiere und ohne Worte die Geschichte des Individuums und der Macht der Unangepasstheit erzähle. Der zweite Hauptpreis ging an THE BLACK WHOLE von Klaus Schwarzfischer. Die Jury befand den Film als Gesamtkunstwerk, das mit viel Wortwitz große Erwartungen wecke, um dann in einer Art Sozialexperiment bei jedem Zuschauer im Kinosaal einen ganz eigenen Film entstehen zu lassen. Stefan Christoph vom Bündnis 90/Die Grünen – Stadtverband Regensburg durfte die zwei Preise je in Höhe von 500 Euro überreichen.
Zwei Lobende Erwähnungen gab es für die Produktionen NUR EINE ÜBUNG von Hubertus Hinse und WIE MAN DEM RUNDEN GEMÜSE DEN EINTOPF ERKLÄRT von Marte Kiessling und Filomeno Fusco.

Publikumsliebling

Auch das Publikum konnte im Internationalen und Deutschen Wettbewerb abstimmen und so seinen Lieblingsfilm küren. Gewonnen hat TSCHÜSS, WAR SCHÖN! von Simon Schares, eine amüsante Selbsterfahrung über den Weg, den ein Körper nach dem Tod geht. Das Preisgeld in Höhe von 333 Euro wurde von der Kinokneipe gestiftet.